Artikel aus Handelsblatt vom 2.12.2016
In dieser Woche formierte sich eine ungewöhnliche Allianz. Die Autohersteller Audi, BMW, Daimler, Ford und Porsche, die sich ansonsten einen knallharten Wettbewerb liefern, gaben die Gründung eines Joint-Ventures bekannt: Gemeinsam wollen sie in den kommenden Jahren ein Netz ultraschneller Ladestationen für Elektroautos aufbauen. Zunächst sind 400 Stationen mit mehreren tausend Ladepunkten entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen geplant.
Ladestationen? Wäre das nicht eher die Aufgabe der Energiekonzerne? Ja und nein. Die Kompetenz bei der Ladetechnik und dem Strommanagement haben sich in den vergangenen Jahren insbesondere die deutschen Versorger aufgebaut. Sie werden sich letztlich auch an dem Projekt beteiligen. Innogy hat schon Interesse angemeldet.
Es ist aber richtig, dass die Autohersteller in Vorleistung gehen. Speziell bei den geplanten ultraschnellen Ladesäulen lohnt sich der Betrieb für die Versorger nicht – jedenfalls nicht, so lange nicht im großen Stil Elektroautos unterwegs sind.
Die Autohersteller dagegen nehmen das Thema Elektromobilität, das sie lange Zeit sträflich vernachlässigt haben, endlich ernst. Sie wollen Milliarden investieren und viele Modelle auf den Markt bringen. Das machen sie zum einen, weil sie mit der Dieselgate-Affäre in der Defensive sind. Zum anderen sehen sie darin aber inzwischen wirklich ein Geschäft. Es ist deshalb richtig, dass die Autohersteller auch bei der Ladeinfrastruktur die Initiative ergreifen. Die Versorger werden sich aber auch angemessen einbringen.
Jürgen Flauger Teamleiter Energie & Industrie
Ladestationen für Elektroautos: Zapfsäulen zu Steckdosen
Die Autohersteller entwickeln ein schnelleres Ladenetz für E-Autos. Hier die wichtigsten Fragen dazu. Artikel in Zeit online vom 19. Januar 2017
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