Geothermie-Freiham

Bei einer Informationsfahrt zur Geothermieanlage in Freiham konnten auf Initiative von REFI e.V. 13 interessierte Personen, darunter der Physik-Leistungskurs des Isnyer Gymnasiums, fundierte Einblicke in die praktische Anwendung der Tiefengeothermie gewinnen.
Durch den andauernden radioaktiven Zerfall im Erdkern wird eine kontinuierliche Hitze von mehr als 5.000 °C erzeugt, die nach außen abgestrahlt wird. Diese Hitze erwärmt die Gesteine, das Wasser und das Gas, aus dem sich unser Planet zusammensetzt. Dadurch entsteht ein geothermischer Gradient der im globalen Durchschnitt ca. 30°C / Kilometer beträgt. D.h.: wird immer wärmer wird je tiefer man bohrt.
Durch Tiefenbohrungen kann diese Wärmequelle erschlossen und deren Energie freigesetzt werden.
Geothermische Energie ist grundlastfähig, womit sie einen hervorragenden Bestandteil des Mixes erneuerbarer Energien aus Wasser, Wind und Sonne darstellt.
Zu Beginn erläuterte Dr. Daniel Bendias, (Geologe bei den Stadtwerken München) die geologischen Voraussetzungen für erfolgreiche Tiefenbohrungen, die in München bis zu 2.500 m unter die Erdoberfläche abgeteuft werden. Voraussetzungen sind in der „Zieltiefe“ wasserdurchlässige Gesteinsschichten und ausreichende Thermalwasservorkommen. Es werden immer mindestens zwei Bohrungen notwendig: Eine Förderbohrung über die das bis zu 90oC heiße Thermalwasser an die Erdoberfläche gepumpt wird und eine Schluckbohrung.
In der anschließenden Führung über die Anlage durch Thomas Rümmele besichtigten wir, wie über Wärmetauscher die Wärmeenergie oberirdisch in das Fernwärmenetz abgegeben und das abgekühlte Wasser über die Schluckbohrung wieder in die Tiefe verbracht wird. Es ist ein in sich geschlossener Kreislauf, der hohe Anforderungen an die eingesetzte Technik stellt, da beispielsweise neben Kalk auch etwas Schwefel und eine kleine Menge Gas enthalten sind, weshalb das Thermalwasser auch gefiltert und entgast werden muss.
Um die Versorgungssicherheit sowohl bei schwankenden Wärmebedarfen wie auch im Fall technischer Ausfälle sicher zu stellen (Redundanz), wird sowohl in einem mehrstöckigen Warmwasser-Speicher eine Reserve vorgehalten und über erdgasbetriebene Zuheizsysteme Ausfallsicherheit ermöglicht. Durch die in einer Ringschaltung verwirklichten Vernetzung der verschiedenen Geothermiekraftwerke, könnte die Wärmeversorgung selbst bei einem Totalausfall der Anlage in Freiham aufrecht erhalten werden.Die Steuerung der Geothermiekraftwerke in München erfolgt zentral, so dass vor Ort in Freiham nur alle 72 Stunden ein Mitarbeiter die dortige Leitwarte aufsuchen und die Anlagenfunktion überprüfen muss.
Der Klimawandel stellt unsere Gesellschaft vor die besondere Herausforderung, auch im Bereich der Raumheizung auf CO2-neutrale Techniken umzustellen.
Wäre Geothermie nicht auch etwas für Isny und die Region Oberschwaben und das Allgäu? Zwar befindet sich Oberschwaben und das Allgäu geologisch betrachtet im Bereich Süddeutschen Molassebeckens, in dem bereits in geringerer Tiefe höhere Temperaturen vorherrschen. Der technische und finanzielle Aufwand und das Risiko, keine ausreichenden Thermalwassermengen zu fördern, wird kaum zu rechtfertigen sein. Außerdem braucht es auch dichtbesiedelte Bereiche mit einem umfangreichen Nahwärmenetz und genügend Abnehmer für diese CO2-freie Wärmeversorgung. Aus REFI-Sicht ist in der ländlich geprägten Region Allgäu-Oberschwaben eher die oberflächliche Geothermie mit „kalten Nahwärmenetzen“ und Wärmepumpen realistisch, wobei der Strom für die Wärmepumpen aus regenerativen Quellen stammen muss, um die CO2-Neutralität in der Wärmeversorgung zu erreichen.
Kennzahlen der Geothermieanlage Freiham bei München:
Wärmeleistung: 13MW, Wassertemp.: ca. 90°C , Maximale Bohrtiefe: > 2.500m, Förderrate: ca. 120l/sec, Inbetriebnahme: 2016.

(Fotograf: Guntram Fischer)

Exkursion Geothermie