Monatsarchiv für Juni 2021

 
 

Wasserstoff ist kein Allheilmittel in der Klimakrise

In ihrer heutigen Stellungnahme warnen Expertinnen des Sachverständigenrats für Umweltfragen davor, Wasserstoff als große Lösung in der Klimakrise zu betrachten. Sie widersprichen damit den Wahlprogrammen deutscher Parteien und der europäischen Lobby der Gasindustrie.

von Katarina Huth , Annika Joeres , Giulio Rubino

Wasserstoff gilt kurz vor der Bundestagswahl in allen Parteiprogrammen als Heilsbringer in der Klimakrise: „Deutschland soll zum Wasserstoffland Nummer 1 werden”, schreibt die Union, auch die Grünen sagen, Deutschlands Führungsrolle bei Wasserstoff solle weiter ausgebaut werden, und die SPD will Deutschland bis 2030 zum Leitmarkt für Wasserstofftechnologien machen – für die klimaneutrale Erzeugung von Stahl, für CO2-arme PKWs, LKWs und den Schiffs- und Flugverkehr. Ähnlich klingen die Lobeshymnen auf den Energieträger auch bei FDP und Linken.

Heute meldet nun der Sachverständigenrat für Umweltfragen in einer Stellungnahme große Bedenken gegenüber dieser Euphorie für das Gas an: „Wasserstoff wird ein knapper und kostbarer Energieträger bleiben“, sagt die Vize-Vorsitzende des Experten-Gremiums, Claudia Kemfert. In dem 165 Seiten starken Papier, das CORRECTIV vorab vorliegt, wird klar: Bei der Nutzung des Gases sind so viele Fragen noch nicht geklärt – etwa, wo es produziert werden soll –, dass sich in der Klimakrise niemand darauf verlassen kann. „Zurzeit wird das Gas zwar sehr stark diskutiert, aber große Fragen sind ungeklärt – sowohl für grünen als auch für blauen Wasserstoff: Wo ergeben Pipelines überhaupt Sinn? Ist das wirklich ökologisch und vereinbar mit den Klimazielen?”, so die Ökonomin Kemfert.

Dreimal so viele Windräder wie bisher – nur für Wasserstoff-Autos

Link zum Artikel bei CORRECTIV

Deutschland produziert Lithium bald selbst

Aus Thermalquellen, die zur Stromgewinnung und für Heizzwecke angebohrt werden, lässt sich quasi nebenbei Lithium gewinnen. Einen anderen Weg schlägt die Deutsche Lithium GmbH ein. Sie baut im Osterzgebirge ein neues Bergwerk, um den wertvollen Rohstoff zu gewinnen.

Pilotanlage für Lithium-Produktion nahe Karlsruhe

In Bruchsal nahe Karlsruhe wird eine Pilotanlage für die heimische Lithium-Produktion gebaut. Hier betreibt der Energieversorger EnBW, der ebenfalls in der badischen Metropole angesiedelt ist, eine Geothermieanlage zur Stromerzeugung und zur Versorgung des Fernwärmenetzes. Die Sole, die aus einer Tiefe von 2 542 m gefördert wird, ist 131 °C warm und reich an Lithium. Pro Liter sind es 150 mg, das ist ein Wert, der vielen Quellen im Ausland nahekommt.

Im Osterzgebirge entsteht ein neues Lithium-Bergwerk

Im osterzgebirgischen Zinnwald, einem Stadtteil von Altenberg nahe der tschechischen Grenze, bereitet die Deutsche Lithium GmbH in Freiberg die bergmännische Gewinnung des Batterierohstoffes vor. Gemeinsam mit Forschern der Technischen Universität Bergakademie Freiberg in Sachsen hat das Unternehmen dort eines der größten Lithium-Vorkommen Europas entdeckt. Die Lagerstätte könnte bis zu 125 000 t enthalten. Laut Deutsche-Lithium-Geschäftsführer Armin Müller sei diese Menge ausreichend, um etwa 20 Millionen Fahrzeuge mit Batterien auszurüsten.

Link zum Artikel   in  INGENIEUR vom 22.0.2021